Kennt ihr das auch? Das Auto bringt man regelmäßig zur Inspektion und zur Hauptuntersuchung. Seinem Körper vertraut man allerdings erst einmal und schleppt sich nur dann zum Arzt, wenn gesundheitliche Beschwerden einen gewissen Punkt erreicht haben. Manch´ einmal versucht man es gar noch mit „Abwarten und Tee trinken“ oder der völligen Ignoranz. Die meisten Sportler kennen leider die klassischen Zipperlein, die meistens wieder verschwinden, aber auch zu größeren Problemen führen können.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung, wurde mir doch, aufgrund eines Anrisses in der Patellasehne, vor gut einem Jahr, eine dreimonatige Laufpause verschrieben. Heute sind die Knieschmerzen passé, allerdings wollte ich trotzdem mal wieder wissen, ob auch der restliche Körper gesund ist.
Ok, ich gebe zu, ganz freiwillig passiert das allerdings nicht. Auch wenn ich mich regelmäßig medizinisch durchchecken lassen möchte, schaut es in der Realität oft ganz anders aus. Das erste Mal, dass ich mich durchchecken ließ, ist schon verdammt lang her und war dem Grund geschuldet, dass mich mein Kreislauf ab und zu gestoppt hat. Damals war es wahrscheinlich eine Kombination aus niedrigem Blutdruck, einer geringen Herzfrequenz, viel Training und noch viel mehr Party, während meiner Zeit als Zivildienstleistender. Etliche Jahre später brauchte ich zum ersten Mal eine sportmedizinische Bestätigung, um beim Marathon im Rahmen des Ultra Trail Atlas Toubkal zu starten. Also ab zum Arzt, Blut abnehmen lassen, das Herz bekam ein Ultraschall verpasst und dann durfte ich noch ein Belastungs-EKG machen, welches aber schon abgebrochen wurde, ehe es spannend wurde. Das kannte ich von den Leistungstests als Radsportler anders. Letztendlich fühlte ich mich nicht als Leistungssportler gesehen und somit nicht richtig aufgehoben.
Nun, viele Jahre später läuft einiges anders. Ich bin nicht mehr der Leistungssportler wie damals. Bei mir steht das Erleben und die Freude am Sport an erster Stelle. Nicht, dass ich damals keine Freude am Sport hatte, halt nur etwas anders. Etwas mehr Entdecken, etwas weniger Rennmodus. Ok, Laura hat vielleicht recht wenn sie sagt, dass eine Startnummer etwas mit mir macht und ich am liebsten Vollgas geben möchte. Allerdings trainiere ich nicht mehr so strukturiert wie früher und vor allem läuft die Priorisierung für Wettkämpfe nun anders ab. Heute nimmt das Entdecken von neuen Regionen einen deutlich größeren Stellenwert für mich ein, als früher.
Aber nur, weil der Leistungsgedanke abnimmt, möchte ich doch weiterhin auf meinen Körper acht geben. Ich will noch lange über Trails laufen, aber auch mit meiner Tochter so lange wie möglich Fangen spielen oder auf wilde Entdeckungsreise gehen können. Und mich nicht aufgrund gesundheitlicher Themen einschränken müssen.
Vor gut zwei Jahren habe ich mich für einen 23 km langen Trailrun in Chamonix angemeldet und auch dafür brauchte ich ein medizinisches Zertifikat, welches bestätigt, dass aus ärztlicher Sicht nichts gegen eine Teilnahme spricht. Ich habe mich in dem Fall bei dem Team von "Bodyguard!" gemeldet. Einen persönlichen Kontakt hatte ich schon länger, insbesondere durch Dr. Mareike Eißmann, die ich schon lange durch den Triathlonsport kennen und schätzen lernen durfte. Also Termin gemacht, hingefahren und vor Ort einen Herzultraschall und eine Leistungsdiagnostik gemacht. Im vorletzten Jahr fand der Wettkampf leider nicht statt, so dass ich in diesem Jahr einen neuen Versuch starte. Also noch einmal ab zu den Sportwissenschaftlern um mich auf Herz und Nieren testen zu lassen.
Als erstes ab auf die Waage um das Gewicht, Körperfettanteil und Muskelmasse bestimmen zu lassen. Und ja, ich habe nun etwas mehr Körperfettanteil und ja, ich sollte mehr an meiner Rumpfmuskulatur arbeiten. Dann auf das Laufband und schnell noch einmal die Lunge getestet, bevor ich laufen durfte. Komplett verkabelt für die kardiologischen Werte und der Maske für die Atemgasanalyse. Irre, was heute möglich ist!
Das Anfangstempo war noch ganz entspannt, wurde allerdings schon bald zügig und dann unbarmherzig schnell. Wie gut, dass ich mit einem Sicherheitsgurt gesichert wurde, aber auch so habe ich den Absprung vom Band rechtzeitig geschafft.
Danach etwas auslaufen und ab unter die Dusche, ehe wir zusammen die Ergebnisse durchgegangen sind. Schon interessant, welche Daten zusammenkommen und wie diese ausgewertet werden können und einem direkt die Stärken und Schwächen aufzeigen. In meinem Fall habe ich zwar eine hohe maximale Sauerstoffaufnahme, allerdings auch einen vernachlässigten Fettstoffwechselbereich, der ein schönes Fundament darstellen sollte. Nur wie kann das alles gemessen werden? Das bei höheren Anstrengungen Laktat gebildet wird, ist sicherlich dem einen oder anderen bekannt. Das Laktat kann bis zu einem gewissen Punkt abgepuffert werden, wobei vermehrt Kohlenstoffdioxid entsteht. Und bei der Atemgasanalyse wird genau diese Änderung erkannt und später als erste ventilatomische Schwelle bezeichnet. Die zweite Schwelle ist dann erreicht, wenn vom Körper nicht mehr das komplette Laktat abgepuffert werden kann und die Konzentration an Kohlenstoffdioxis noch einmal mehr ansteigt. Klingt logisch, oder?
Zum Glück werden all´ diese erhobenen Daten von den Sportwissenschaftlern ausgewertet. Für uns als Sportler ist eigentlich nur wichtig, wo sich unsere Trainingsbereiche befinden. Da zeitgleich zum Test auch die Herzfrequenz, sowie die Laufbandgeschwindigkeit gemessen werden, können wir diese zugehörenden Daten für unser Training nutzen.
Mir ist also nun bekannt, in welchem Bereich ich am besten meine Grundlagenausdauer für lange Läufe trainieren kann, aber auch in welchen Bereichen ich Intervalle laufen sollte, um für Wettkämpfe gut gerüstet zu sein.
Aber das eigentlich Wichtigste ist, es wurden keine Auffälligkeiten festgestellt und aus ärztlicher Sicht ist alles gut. Und wenn ich nun einfach mal etwas mehr Rumpfstabi-Training machen würde und die lockeren Läufe auch wirklich locker gestalte, kann es ein richtig guter Trailsommer werden.
Jetzt nun an Euch die Frage: Wer war schon einmal bei einer Leistungsdiagnostik? Erzählt doch einmal wie es euch ergangen ist und ob euch die Ergebnisse bei der Gestaltung des Trainings geholfen haben. Ich freue mich über eure Kommentare! Und lasst mich. wissend ein ihr mehr über das Thema Training erfahren wollt. Bis dahin `keep on running`.
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