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Ein Laufabenteuer in der Sächsischen Schweiz - Laufen auf dem Malerweg

In unserem Newsletter, den Trail-View Pages haben wir im Frühjahr nach eurem Traum-Trail Projekt gefragt. Eurem ganz persönlichen Trailrun-Abenteuer. Wenn in diesem Jahr schon sämtliche Wettkämpfe, die ja auch oft unter dem Abenteuergedanken ausgewählt sind, verschoben werden - warum dann nicht ganz eigene, selbst gestaltete Trail-Träume verwirklichen.

Wir erhielten auf unseren Aufruf hin zwei Rückmeldungen und so waren wir im Frühjahr mit Nico auf dem Heidschnuckenweg und mit Anke im Spätsommer auf dem Malerweg. In ihrer Bewerbung schrieb sie: 

 

 

 

 

 

"Also hier nun meine hochoffizielle Bewerbung mit Euch gemeinsam eine neue Herausforderung in einer phantastischen Landschaft zum Staunen realisieren. Mich hat der GR221 total geflasht und ich möchte mehr davon. Unsere Heimat hat so schöne Ecken, die es wert sind laufend erkundet zu werden."

 

 

Der Malerweg - Der schönste Wanderweg in Deutschland?

Wir selber mussten gar nicht lange überlegen. Da wir noch nie auf diesem Fernwanderweg unterwegs waren, ihn aber immer im Hinterkopf hatten, war unsere Antwort kurz gefasst:

 

"... alles klar: Machen wir!"

 

Vom Malerweg hatten wir schon viel Gutes gehört, von Freunden, die ihn gewandert waren und aus einem wunderbaren Buch über Fernwanderwege.  Immer wieder hieß es, der über 112 km lange und mit 4400 Höhenmetern gespickte Wanderweg gehöre zu den schönsten in Deutschland. Der Vorschlag auf der offiziellen Seite und in den klassischen Wanderreiseführern war, den Weg in acht Tagesetappen zurückzulegen. Anke wollte ihn laufend erkunden und so legten wir jeweils zwei Tagesetappen zusammen und kamen am Ende auf vier Lauftage und je einen An- und Abreisetag, den wir in der pitoresken Stadt Pirna verbrachten. 

Zur gleichen Zeit etwa richtete das Trail Magazin eine Plattform für Fastest Known Time - Projekte ein, die verriet, dass man die 112 km auch an einem sehr langen Tag zurücklegen konnte. Das aber war nicht unser Ziel. Wir wollten genießen und viel Zeit zum Erkunden der ausgewiesenen Highlights bereit halten. Besondere Momente sammeln lautete unsere Mission in dieser Woche im September. 

Am Tag vor dem Abenteuer - es darf schon gefeiert werden.

Wir treffen an einem lauen Spätsommerabend in Pirna auf Anke. Die tief stehende Sonne taucht die schmucken Hauswände dieser, an der Elbe gelegenen Stadt, in ein zauberhaftes Licht. Mit etwas Glück ergattern wir einen Tisch bei dem allseits beliebten Italiener am Marktplatz. Es wird köstlich gespeist und endlich verstehen wir, warum eine "echte" italienische Carbonara so besonders ist. Es gibt viel zu erzählen, was der Sommer mit sich gebracht hat und auf was wir uns in den kommenden Tagen am meisten freuen. Irgendwann rückt Anke damit heraus, dass sie heute Geburtstag hat. Das wussten wir nicht. Welch eine Ehre diesen Tag mit ihr ausklingen lassen zu dürfen. Und so organisieren wir ein Überraschungsdessert mit Wunderkerzen und stoßen auf Ankes Geburtstag an. Als letzte Gäste verlassen wir Stunden später diesen wundervollen Ort.

 

Etappe 1 - Von Liebethal über Wehlen nach Hohnstein

Am nächsten Tag treffen wir uns im Morgenlicht an der Elbe. Dunst liegt noch über dem Wasser und die Gänse ziehen grasend über die Wiese. Am Wasserplatz Pirna haben wir unsere erste Nacht verbracht. Wir trinken noch gemeinsam einen Kaffee und dann geht es auch schon los zum Startpunkt in Liebethal, der nur wenige Kilometer nördlich von Pirna liegt. Als wir loslaufen steht die Sonne schon hoch am Himmel und lässt uns ordentlich schwitzen. Es geht über Felder und durch schmucke Dörfer, bevor wir uns vom Wehlener Grund in eine märchenhafte Landschaft versetzen lassen. Riesige Steinberge lassen uns wie Zwerge fühlen. Der verschlungene Pfad führt über und unter großen Steinbrocken hindurch. Wasser rinnt die moosigen Feldwände herunter und verschwindet hinter grünen Wänden fremdartig wirkender Pflanzen.

In Wehlen wechselt Carsten in die Laufschuhe um Anke hoch über der Elbe zur Basteibrücke zu begleiten. Von hier an gehts über die Wolfsschlucht zur Burg Hohnstein, wo wir am Ende des Tages im Lichte des Sonnenuntergangs unser wohl verdientes Abendessen genießen. Was für ein Tag - was für ein wundervoller Auftakt!

Etappe 2 - Von Burg Hohnstein über Altendorf nach Neumannmühle

Wieder hat Laura das Glück Anke auf der ersten Tageshälfte zu begleiten. Bereits kurz nach dem Start wartet eine, nur durch einen Baumstamm gesicherte Kletterpassage auf uns. Das Adrenalin im Blut hat sich gelohnt. Der Ausblick auf die Burg ist beeindruckend. Noch schnell ein Bild in der Gautschgrotte, dann fliegen wir weiter über die Trails zu den Brandstufen. Sehr typisch, wie wir im Laufe der nächsten Tage noch feststellen werden. Auf dem Malerweg wird ein Großteil der Höhenmeter über Stufen im Wald oder Fels zurückgelegt. Gar nicht verkehrt finden wir - so macht man in kurzer Zeit viele Höhenmeter. Ein kleiner Apfelbaum am Ende des Anstieges versüßt uns die letzten schweißtreibenden Meter auf den Michaelistagstein. Nach etwa 20 km steige ich aus und lasse Anke die Himmelsleiter alleine erklimmen. An der Neumannmühle begrüßte sie uns dann mit Zielbier und Apfelstudel. Unsere Tochter Marla verzaubert an diesem Abend alle Gäste der Neumannhütte mit ihrer Begeisterung über eine entdeckte Ameise. Die erste in ihrem Leben.

Etappe 3 - Über den großen Winterberg nach Schmilka und auf der anderen Elbseite weiter nach Gohrischstein

Der dritte Tag überrascht uns mit seiner Wildheit. Wir laufen über das große Pohlshorn zur Goldsteinaussicht und erklimmen im Anschluss daran den großen Winterberg. Gut, dass Anke die Strecke auch auf ihrer Uhr hat, sonst hätten wir an so manchem Abschnitt in der Böhmischen Schweiz auf dem Schlauch gestanden. Hier erwartet uns ein ganz ursprünglicher, wilder Wald, in dem sich Wurzelpfade mit verblockten, steinigen Trails abwechseln. Zum Teil geht es auch über Holzbohlen, die mangels Wege in den Wald gebaut waren. Nach einem langen Downhill runter nach Schmilka fühlen wir uns, als hätte die Wildniss uns ausgespuckt. Zurück in die Zivilisation vor einigen Jahrhunderten. Staunend schlendern wir vorbei an bunten kleinen Häuschen, betrachten ein altes Holzmühlrad und die beeindruckende Fassade einer alten wiederbelebten Brauerei. Was für ein Ort - hier muss einfach eine Pause eingelegt werden, zu der es Bier und köstlichen Gemüsekuchen gibt. Von hier aus geht es für Anke alleine weiter über die Elbe, hoch auf den Päpsten und weiter über den Gohrischstein, bevor wir sie in Gohrisch wieder einsammeln dürfen. Am Van lassen wir den Tag mit Knabberreien und Zielbier ausklingen.

Etappe 4 - Entlang der Festung Königstein über Weißig nach Pirna

Die letzten Lauftage und gesammelten Höhenmeter machen sich an diesem Morgen bemerkbar. Bei zauberhaftem Wetter lassen wir es deshalb ganz gemütlich angehen. Der Pfaffenstein, drei Kilometer nach dem Start holt uns direkt wieder in die zauberhafte Welt des Malerwegs. Steile Leitern unter Felsbrocken hindurch lassen uns schnell Höhenmeter sammeln. Hoch oben genießen wir die Aussicht und Ruhe, bevor es für uns weiter zur Festung Königstein geht. Der Weg führt uns wieder hinunter bis an die Elbe und im Ort verlaufen wir uns erst einmal gehörig. Jetzt haben wir einige Kilometer mehr auf der Uhr, als der Tag ohnehin für uns bereithalten sollte. Wir teilen uns die Mohnschnecke, die Anke beim Frühstück eingepackt hat und steigen langsam auf den Tafelberg Königstein. Die Festung hier oben ist sehr beeindruckend und von hohen Mauern umgeben. Der Weg führt uns weiter in den kleinen Ort Thürmsdorf. Diesen erwarten wir seit einigen Kilometern mit Sehnsucht, da der Reiseführer uns eine kleine Schokoladenmanufaktur verspricht. "Wenn ich Carsten wäre, würde ich mich mit Marla in den Garten der Manufaktur setzen" denke ich noch laut, bevor wir Marlas Lachen hinter der Hecke hören. Wow! Es gibt Dinge, die sind so großartg, dass man sie einfach nicht planen kann. Und so genießen wir Eiskaffee und Schokolade mit Chilli im Schatten der Apfelbäume. Von hier aus läuft Anke wieder alleine weiter. Wir verpassen sie auf dem Rabenstein, der einen schönen Grat für sie bereit hält. Jetzt geht alles ganz schnell. Fast zeitgleich mit Anke erreichen wir den historischen Marktplatz von Pirna. Wir laufen aufeinander zu, strahlend und glücklich.

Emotional ist der Moment am Ziel. Für uns alle. Es waren unbeschreiblich schöne Tage, für die wir uns von ganzem Herzen bei dir, liebe Anke, bedanken möchten. So wundervoll, dass du uns mit auf deine Reise genommen hast, dass wir so viele schöne Stunden auf dem Trail und an den Abenden miteinander verbringen durften. Wir werden die guten Gespräche und besonderen Momente in Erinnerung behalten.

 

Auf den Spuren des Malerweges wird man uns wieder entdecken. Ein abwechslungsreicher Pfad, der uns noch heute zum Träumen bringt und das Herz eines jeden Trailrunners höherschlagen lässt.

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